Blog: Agenturen

Einen wunderschönen Samstag euch allen! Hier mit eintägiger Verspätung der Blogartikel für diese Woche; diesmal geht es um Literaturagenturen und den Weg auf den Buchmarkt – aus meiner subjektiven Sicht. Das möchte ich gleich klarstellen.Meine Erfahrungen mit Literaturagenturen und meine Meinung über sie sind relativ schlecht, wenn ich ehrlich bin. Nicht weil ich abgelehnt wurde, sondern aus Gründen des Umgangs und der Wertschätzung.

Zunächst mal ein kurzer Umriss für die, die nicht so sehr im Thema drinstecken: Wer heutzutage zu einem (mittel-)großen Verlag will, kommt mit wenigen Ausnahmen an einer Agentur nicht vorbei. Verlage werden mit einer derartigen Menge an Manuskripten überschwemmt, dass sie diese gar nicht mehr durcharbeiten können bzw. wollen.
Eine Agentur funktioniert – wenn sie seriös ist – wie folgt: Der Autor „bewirbt“ sich bei ihr und erhält in aller Regel nach wenigen Tagen Bescheid, ob sein Manuskript angenommen ist und über die Agentur weitervermittelt wird oder nicht. Aus Gründen der Höflichkeit (hoffe ich) behält man sich trotzdem mehrere Monate Prüffrist vor. Wenn der Vertrag zustande kommt, erhält die Agentur 20% der Tantiemen des Autors, wenn sein Buch veröffentlicht wird.

So. Und hier liegt schon mal die Katze begraben. Denn dieser Umstand allein engt den Markt schon massiv ein. Ein Verlag will Geld verdienen und setzt daher auf Bücher, die massentauglich sind. So weit, so gut. Die Agentur will natürlich auch Geld verdienen und muss deshalb so kalkulieren, dass die 20% noch genug für sie abwerfen, womit natürlich ein noch größerer Fokus auf den Massenmarkt entsteht. Lasst euch da nicht von anderen Aussagen täuschen. Es geht hier wirklich primär ums Geld.

Eine Agentur ist damit ein zusätzliches Nadelöhr vor dem ohnehin schon engen Tor zu Verlagsveröffentlichungen. Sie sorgen mit ihrer Stellung dafür, dass fast ausschließlich absolut rund geschliffene Bücher nach ein paar wenigen Schemata auf den Markt kommen, die eine sichere Gewinnmarge versprechen. Und aus dieser „Gatekeeper“-Stellung resultieren mittlerweile eine nicht unerhebliche Arroganz und ein Umgang, der den Autor auf die Rolle eines Bittstellers deklassiert.

Die meisten Agenturen schicken keine Absage, auch wenn sie selbst keine maximale Prüffrist angeben. Ein paar geben zu verstehen, dass keine Rückmeldung innerhalb von vier oder mehr Wochen einer Absage gleichkommt, und einige wenige machen sich wenigstens die Mühe einer kurzen Mail, wobei manche von ihnen das besser sein lassen sollten. Und wie gesagt: Da der Autor aufgrund seiner „Bewerbung“ ohnehin nur ein Bittsteller ist, muss man auch gar nicht reagieren oder gar höflich sein. Er ist ja schließlich nicht gleichberechtigt und sicher auch weit entfernt von einem Auftraggeber, der er in meinen Augen viel eher ist. Aber hey, was weiß ich da schon.

Bisher lag jeder meiner Romane einer oder mehreren Agenturen vor. Ich möchte euch hierzu mal ein kurzes Best-Of der Ablehnungs“begründungen“ geben, damit ihr seht, was man sich da als Autor anhören darf:

Tumor: „[…] infantiler, präpubertärer Schreibstil, der eine Geschichte umrahmt, die an Belanglosigkeit und Langeweile kaum zu überbieten ist.

“Tumor: „[…] daher sehen wir keinerlei Marktchancen für Ihren Roman. Sie können sich gerne im Selbstverlag probieren, aber stellen Sie sich darauf ein, dass ein solches Nischenbuch kaum bis keine Leser finden wird.“ (Kurze Anmerkung meinerseits: Inklusive Kindle Unlimited haben mittlerweile weit über 20.000 Menschen das Buch gelesen)

Doppelwelt: „[…] leider absagen, da das Buch keiner gängigen Erzählweise entspricht und somit den Geschmack der Leserinnen und Leser verfehlt.“

China 2052: „Sie sollten das Schreiben von Thrillern lieber Profis überlassen.“

Ich würde gerne sagen, von welchen Agenturen solche Rückmeldungen kommen, damit sie allein schon wegen des Umgangs gemieden werden können. Das mache ich aus Gründen der Fairness nicht und weil ich keine Lust auf einen etwaigen Rechtsstreit habe. Persönlich bin ich mit Agenturen jedenfalls endgültig durch. Diese Behandlung von oben herab kotzt mich an; nicht nur wegen der bodenlos frechen Rückmeldungen, sondern auch wegen der unermesslich langen „Prüffristen“ und der Tatsache, dass man eigentlich nicht mehr für den Leser, sondern für einen anonymen und abstrakt berechneten „Markt“ schreiben muss, um bei einer Agentur unter Vertrag zu kommen. Hier empfiehlt sich vielleicht ein kurzer Rückgriff auf mein Video von letzter Woche: Warum wohl kommen sämtliche Innovationen aus den USA?

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