Politische Literatur?

Heute möchte ich in meinem Blog über ein Thema sprechen, wegen dem ich schon ein paar Mal mit anderen Autoren aneinander geraten bin: Ist Literatur politisch? Muss sie das vielleicht sogar sein? Dazu würde mich eure Meinung sehr interessieren.

Es gibt einige Autoren, die die Ansicht vertreten, dass Literatur immer politisch ist und – wenn sie es nicht ist – es entweder sein muss oder per Definition schlecht ist. Klar, natürlich könnte man es sich jetzt leicht machen und sagen: Die meisten Bücher sind eh ein Stück weit politisch. Die wenigsten Fantasy-Bösewichte sind Demokraten und in die meisten Lovestorys kann man auch irgendwie Feminismus und Gender-Politik reininterpretieren.

Aber muss das sein? Muss ein Buch eine politische Komponente haben, um ein gutes Buch zu sein? Ich finde nicht. Es ist jedem selbst überlassen, was er von einem Buch erwartet. Ich persönlich will unterhalten werden. Ob das mit politischer Konnotation erfolgt oder nicht, ist mir persönlich vollkommen egal. Ich definiere mich als Autor auch nicht darüber, ob ich irgendwelche Botschaften verbreite oder nicht.

Ich finde es oft sogar ein Stück weit störend, wenn – vor allem bei Fantasy und Science Fiction – zu sehr politisiert wird. Die meisten Bösewichte, vor allem in bekannteren Büchern, sind entweder Weltraum-Nazis oder Magie-Nazis. Das wird schnell platt und polemisch und man macht es sich als Autor auch sehr einfach, einen solchen Bösewicht zu kreieren. Der ist nämlich böse, weil er durch so ein Vorbild gar nicht gut sein kann, aber er besitzt selten eine nachvollziehbare eigene Motivation. Dabei ist das echte Leben selten eindeutig schwarz und weiß.

Um mal selbst ein wenig zu polemisieren: Für mich war beispielsweise Voldemort aus Harry Potter niemals ein nachvollziehbarer Bösewicht. Wenn man fünf Minuten objektiv über seine Pläne nachdenkt, dann ist die einzig logische Konsequenz, dass er mittelfristig einen Zauber gegen Inzucht entdecken muss, wenn der ganze Laden im Fall seines Sieges nicht bergab gehen soll. Trotzdem war er ein durch und durch politischer Bösewicht, da er ein absolut mustergültiger Rassist war – aber eben nur das. All seine Handlungen fußen darauf und das war auch der Hauptgrund, warum er der Böse war. In meinen Augen wäre er ohne diese Komponente ein viel tieferer und interessanterer Charakter geworden.

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