Heyho zusammen!
Heute möchte ich in meinem Blog mal ein Thema diskutieren, das für viele Autoren den absoluten Großteil ihrer Zeit in Anspruch nimmt: Recherche.
Gerade wenn man Thriller und Krimis schreibt, hängt von fundierter Recherche und einem entsprechenden Verständnis sehr viel ab. Nicht nur die generelle Logik und Schlüssigkeit eines Projekts, sondern auch Spannung, Immersion und Innovation. Mein bisher einziger reinrassiger Thriller, China 2052, hat mich auch einiges an Recherchezeit gekostet, genau wie mein Tschernobyl-Drama Doppelwelt, auch wenn das stark in die Phantastik abwandert.
Ich finde, dass es zwei Arten von Recherche gibt: Die eine ist unmittelbar sachbezogen. Dazu zählen technische Geräte, historische Ereignisse (kriegen die meisten Historien-Schreiber trotzdem nicht gebacken), politische, gesellschaftliche und andere Themen. Hard Facts eben. Die zweite Art ist viel schwieriger, denn sie setzt nicht nur Verständnis voraus, sondern auch Abstraktionsvermögen.
Ein Autor muss in der Lage sein, die recherchierten Dinge sinnvoll miteinander in Verbindung zu setzen oder eine Verbindung zu erdenken, die Sinn macht und logisch erscheint. Nur so erzeugt man Spannung und Tiefe. Ich finde, man merkt gerade in Thrillern und Krimis oft, was der Autor zuvor geleistet hat. Jede noch so fundierte Kenntnis von Giften wirkt beispielsweise dumpf, wenn mit dem Gift letzten Endes doch nur ermordet wird, wo man damit doch viel mehr ganz andere und viel Spannendere Dinge hätte anstellen können.
Ich persönlich finde gerade Grenzgänge beim Weiterspinnen von Recherche spannend – und so halte ich es auch meistens in meinen Büchern. In der Theorie sind schon viele Dinge erdacht und berechnet worden, die sich technisch noch nicht umsetzen lassen und teilweise für immer Gedankenspiele bleiben. Gerade mit physikalischen Prinzipien, Axiomen und Hypothesen lässt sich unglaublich viel machen, genau wie mit dem Weiterdenken von bereits real existierenden Möglichkeiten in den Bereichen Biologie und Chemie.
Damit mache ich es mir einfach, das gebe ich zu. Das meiste, was in meinen Büchern vorkommt, ist technisch oder physikalisch durchaus möglich – nur eben nicht heute. Damit spare ich mir tagelange Recherche und bleibe trotzdem auf einem einigermaßen realistischen Fundament, während ich gleichzeitig in die Lage komme, mit solchen Zukunftsszenarien zu erschrecken. Nichts ist furchterregender als die Tatsache, dass etwas schon längst möglich ist und nur noch nicht in die Tat umgesetzt wurde.
Man könnte das Rad an dieser Stelle weiterdrehen. Dann käme man auch schnell in die grundlegende Logik von Buchwelten. Das ist grundsätzlich jedoch ein Thema für einen anderen Tag, auch wenn es eng miteinander verzahnt ist. Gerade in der Science-Fiction unterlaufen hier vielen Autoren Fehler im Abstraktionsvermögen: Wenn man beispielsweise Seiten damit zubringt, eine extrem fortschrittliche Gesellschaft mit absoluter Hochtechnologie zu zeichnen, nur damit dann der Held bei seiner Flucht alle Sicherungsmechanismen überwindet (Stormtroopers can’t hit shit), dann hat man bei der Recherche und den daraus gezogenen Schlüssen versagt, weil man sich sein eigenes Grab geschaufelt hat und in der immanenten Logik keine schlüssige Handlung zustande bringt.